- Allgemein
- 25 August 2020
Fünf Monate ohne Industriemessen – Zwischenbilanz und Blick nach vorn
Wie hat man die Messepause erlebt? Wie werden die Messen in der „Post-Pandemie-Zeit“ aussehen? Worauf müssen und sollen sich die Akteure einstellen?
Das war und ist ein – wenn auch unfreiwilliges – Experiment von großer Tragweite: die Industrie ohne Messebetrieb. In den Monaten März bis Juli 2020 hat keine bedeutende Messe mehr stattgefunden.
Inzwischen ist es wieder erlaubt, Messen zu veranstalten, denn sie sind keine Großveranstaltungen im Sinne der Corona-Schutzverordnung. Es geht also (bald) wieder los. Darauf freuen sich Messeveranstalter, Messebauer, Caterer, die Event-Branche… – und natürlich die Aussteller und Besucher.
In dieser Situation stellen sich die Fragen: Wie werden die Messe in der „Post-Pandemie-Zeit“ aussehen? Worauf müssen und sollen sich die Akteure einstellen? Und, noch grundsätzlicher und ketzerisch gefragt: Wie hat man die Messepause erlebt? Braucht man in Zukunft überhaupt noch Industriemessen?
Hierzu fünf Thesen.
1. Messen gehören in den Marketing-Mix – auch in Zukunft.
Viele Gespräche, die wir als Messeveranstalter führen, zeigen ganz eindeutig: Aussteller und Besucher vermissen „ihre“ Messen. Viele Aussteller kommunizieren zurzeit verstärkt direkt mit ihren Kunden. Sie versenden Newsletters und bauen ihre Online-Präsenz aus. Damit erreichen sie aber hauptsächlich das bekannte Kundenpotenzial. Ganz neue Interessenten zu gewinnen und neue Märkte zu erschließen, ist auf diese Weise nur eingeschränkt möglich. Hier sind Messen kaum zu ersetzen.
2. Es gibt Vorbehalte…,
Die Lage ist komplex. Messen dürfen stattfinden, die Veranstalter haben Hygienekonzepte erarbeitet. Manche Aussteller von internationalen Großmessen sind aber skeptisch und kündigen in diesen Wochen offen ihre Messeabsagen für den Herbst an. Die Gründe: Sie möchten ihre Mitarbeiter nicht gefährden. Und sie befürchten, dass Besucher ausbleiben, weil die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter – ebenfalls aus Gründen des Gesundheitsschutzes – nicht reisen lassen.
3. … die auch berechtigt sind.
Diese Vorbehalte kann man nicht vom Tisch wischen. Werden viele Fachbesucher aus Asien und Amerika zu den internationalen Fachmessen strömen, die für den Herbst an den deutschen Messeplätzen geplant sind? Wie viele Aussteller und Besucher werden kommen? Wie wird die erste internationale „Post-Corona-Industriemesse“ aussehen und sich anfühlen? Die Antworten stehen noch aus.
4. Die Industrie braucht Messen.
Alles wäre einfacher, wenn es eine gleichwertige Alternative zu Messen gäbe: eine Möglichkeit, konzentriert und kompakt ganz neue Unternehmen, Produkte, Zulieferer, Kunden… kennenzulernen und sich ein umfassendes Bild von ihnen zu machen. Oder, noch besser: ganz überraschend auf eine echte Innovation oder einen leistungsfähigen potenziellen Zulieferer/ Kunden zu treffen. Eine solche Alternative ist nicht in Sicht. Auch die virtuellen Messen und „Showrooms“ können die Live-Messen nicht ersetzen. Kurz gesagt: Da fehlt etwas in der Industriekommunikation.
5. „Think smaller“
Die Industriemessen werden eindeutig vermisst – von Ausstellern und von Besuchern. Bei den großen internationalen Messen gibt es jedoch Vorbehalte und Unsicherheiten. Das ist die Lage. Die logische Lösung: In dieser Situation sind kleinere, überschaubare Messen eher möglich und von Ausstellern wie Besuchern akzeptiert. Das können Branchenmessen sein oder Industriemessen mit regionalem Zuschnitt. Bei solchen Messen lassen sich Hygienekonzepte einfacher umsetzen und Reisen werden minimiert. Das Konzept passt sogar zum aktuellen Trend, die Lieferketten neu, d.h. robuster zu strukturieren und dabei verstärkt regionale Anbieter einzubeziehen. Corona hat auch gezeigt, wie instabil „Global Sourcing“ sein kann. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Industrie mit solchen Konzepten ins „postpandemische“ Messebusiness startet.
Wie eine solche Messe konkret aussehen kann? Ideen und Vorschläge hierzu im nächsten Blog-Beitrag!